In ihrem Text „Good Morning, Boys and Girls“ setzt sich die Autorin Julie Zeh mit der Genese eines Amoklaufes auseinander. Barbara Klein (Regie) und Paola Bianchi (Choreografie) haben die österreichische Erstaufführung im Grenzbereich zwischen Realität, Videospiel und emotionalem Niemandsland angesiedelt, in dem sich jugendliche Gewalttäter befinden könnten.
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Zwei sowohl inhaltlich als auch formal sehr unterschiedliche Performances prägten die zweite Woche beim steirischen herbst 2017: Dort, wo persönliche Erinnerung, zeitgeschichtliche Fakten, Übertechnisierung und Einsamkeit einander treffen, hat Jaha Koo, geboren 1984 in Südkorea, seine Performance „Cuckoo“ angesiedelt. Die kapverdische Tänzerin-Choreographin Marlene Monteiro Freitas geht in ihrem „Bacchae – Prelude to a Purge“ thematisch in groben Zügen von Euripides aus.
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Der Kubaner Carlos Acosta (44) war bis vor kurzem einer der Top-Tänzer der internationalen Ballettwelt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Royal Ballet dachte er keine Sekunde daran, in Pension zu gehen. Lieber wollte er seiner karibischen Heimat Gutes tun und gründete eine eigene Company, die Acosta Danza, in der formidable Tänzer zeigen sollen, was sie können.
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Erzkomödiantisch. Sich rollenbedingt zum Deppen machen – diese Chance haben Ballettsolisten auf der Bühne selten. Choreografierter Humor ist in Tanzwerken eher die Ausnahme. In John Crankos Ballettversion von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ – 1969 in Stuttgart uraufgeführt und seit 1976 im Münchner Repertoire und nun die Eröffnungsproduktion der neuen Spielzeit – wird die Lachmuskulatur allerdings am laufenden Band gereizt.
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Zukunftsvisionen. Ein weißer Raum voller Nebel. Darin drei bemerkenswerte Bewegungsperformer – allesamt höchst biegsam-körperkontrolliert und stets auf superleisen Sohlen. Aus dem Hintergrund live begleitet von dem Electronic-Musik-Duo Günther Lause (Maxim Wolzyn & Konrad Wehrmeister): Das ist „Boids“. Eine knapp 70-minütige Tanzuraufführung des Münchner Tänzers und Choreografen Moritz Ostruschnjak und Daniela Bendini, stellvertretende Ballettdirektorin des Staatstheaters am Gärtnerplatz.
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Eduard und Johannes Kutrowatz sitzen einander gegenüber, zwischen ihnen zwei Klaviere, auf denen sie meisterhaft Kompositionen von Astor Piazzolla (1921-1992) intonieren. Verpuppt in einem elastischen Kokon baumelt zwischen Seilen Cornelia Voglmayr. Die Tänzerin und Choreografin arbeitet sich von den Armen ausgehend über Schultern und Rumpf durch den Körper. In Höhen und Tiefen, vor- und rückwärts in die Seile führt ihre Reise. Drei Videofenster erweitern die Perspektive, zeigen sie versponnen, im Zangengriff der Natur, aus dessen Geburtskanal sie geboren wird.
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Wer kennt sie nicht, die Enge der Familie, die einen umfängt, sobald man ins Elternhaus zurückkehrt. Herr und Frau Werner, er nennt sie „Werner Zwei“, haben sich in einem penibel vor der feindlichen Außenwelt abgedichten Karton eingerichtet. Nur hinter einem „Werner-Wappen“ verbirgt sich ein Guckloch, von dem aus man die Nachbarn ausrichtet. Yade Yasemine Önders Theaterstück „Kartonage“ ist, nach seiner schwarzhumorigen Uraufführung durch Franz-Xaver Mayr im Juni bei den Autorentheatertagen in Berlin, nun an seinen Produktionsort, im Burgtheater Kasino, gelandet.